Jahrbuch als Zahlengedächtnis

Taucht man in die Zahlenwelt des ersten Statistischen Jahrbuchs des Kantons Basel-Stadt von 1921 ein, erfährt man viel über das damalige Leben der Kantonsbevölkerung.

Wie viele Menschen wohnten vor 100 Jahren im Kanton Basel-Stadt?

1920 lebten rund 140 000 Menschen im Stadtkanton. Aktuell sind es gut 200 000. Obwohl vor 100 Jahren viel weniger Menschen auf dem Kantonsgebiet lebten, waren die Wohnverhältnisse vielerorts deutlich beengter. Das Leben spielte sich vor allem im Zentrum ab. Die Randgebiete waren nur locker besiedelt.

Das Wohnviertel Matthäus, das bis zur Jahrhundertwende als Wohn- und Gewerbeviertel gebaut wurde, weist 1920 eine Bevölkerungsdichte von 346 Einwohner pro Hektar aus. Ein Wert, der aktuell in keinem Basler Wohnviertel erreicht wird. Dicht besiedelt waren auch die Altstadt auf Kleinbasler und Grossbasler Seite sowie das Wohnviertel Clara. "Hinter dem Badischen Bahnhof", so hiess damals das heutige Wohnviertel Hirzbrunnen, fanden sich nur sehr vereinzelt Behausungen und in der Gemeinde Riehen lebte nur etwa ein Fünftel der heutigen Bevölkerung.

Wie verlief die Siedlungsentwicklung in Basel-Stadt?

Wie sah der Wohnungsmarkt im Jahr 1920 aus?

Eine leerstehende Wohnung in Basel zu finden, dürfte vor 100 Jahren ähnlich schwierig gewesen sein wie heute. Damals wurden 186 leerstehende Wohnungen erfasst, was einer Leerstandsquote von 0,5 entspricht. Die aktuelle Leerstandsquote liegt bei 1,1 (1 073 Wohnungen).

In den letzten Jahren gab es wenig Veränderung auf dem Wohnungsmarkt. Vor 100 Jahren sah das noch anders aus. Um die Jahrhundertwende waren in den Aussenquartieren riesige Mietskasernen entstanden, die jedoch zunächst leer blieben. 1902 lag die Leerstandsquote bei 5,3% und 1903 bei 5,4%.

Entgegen den Erwartungen nahm die Bevölkerungszahl Basels - insbesondere während der Kriegsjahre - ab. Der Wohnungsbau war zu dieser Zeit dennoch eine drängende politische Frage. Mit einer umfassenden Wohnungsbaustatistik wollten vor allem die Sozialdemokraten im Grossen Rat auf die in ihren Augen meist katastrophalen Wohnverhältnisse der Arbeiterschaft aufmerksam machen. Die erfassten Merkmale der Wohnungsbaustatistik weisen darauf hin. So musste ein Zimmer mindestens 8 Quadratmeter gross sein und eine gewisse Mindesthöhe haben.

Wie teuer war das Leben in der Stadt?

Die Mietkosten stellten für Basler Familien 1920 keinen so grossen Posten im Haushaltsbudget dar, wie dies heute der Fall ist. Fast die Hälfte des Einkommens gaben Familien vor hundert Jahren für Lebensmittel aus. Die Miete machte etwa 10% aus, Heizung und Beleuchtung nochmals rund 5%. Nach den aktuellen Anteilen im Warenkorb gibt ein durchschnittlicher Konsument mehr als 25% für Wohnen und Energie aus, für Nahrungsmittel hingegen nur noch rund 12%.

Womit verdienten sich die Menschen ihren Lebensunterhalt?

Um 1900 spielte in Basel die Textilindustrie eine bedeutende Rolle. 1910 gingen gut 7’000 Personen einer Tätigkeit in dieser Branche nach, was rund 12% der Erwerbstätigen entspricht. Ein etwas höherer Anteil arbeitete im Baugewerbe. Die grösste Gruppe mit rund 10’000 Personen war im Bereich Handel, Banken und Versicherungen tätig. Frauen machten damals ein Drittel der Erwerbstätigen aus. Die Erwerbstätigenquote (netto) insgesamt lag bei 68%.

Aktuell liegt die Erwerbstätigenquote (netto) bei 70%. Der grösste Arbeitgeber in Basel ist die pharmazeutische Industrie, gefolgt vom Gesundheits- und Erziehungswesen. Insgesamt sind etwa genauso viele Frauen wie Männer berufstätig.

Wie gross waren die Klassen in den Primarschulen?

Vor 100 Jahren drückten rund 20’000 Kinder und Jugendliche in Basel die Schulbank, streng getrennt nach Mädchen und Knaben. Während in der Primarschule mehr Mädchen als Knaben eingeschult wurden, überwog die Anzahl Schüler in den Mittelschulen diejenige der Schülerinnen. In den Oberschulen machten Knaben 56% aller Schülerinnen und Schüler aus.

Die Primarklassen umfassten 1921 im Schnitt rund 40 Schülerinnen und Schüler. In den Mittel- und Oberschulen waren die Klassen deutlich kleiner mit einem Schnitt von 34 bzw. 18 Schülerinnen und Schülern. Das entspricht auch dem aktuellen Wert mit einer durchschnittlichen Klassengrösse von rund 19 Schülerinnen und Schülern in einer Primarklasse.

Wie viele Kinder hoffen auf weisse Weihnachten?

Bald werden die Klassenräume leer sein, für die Schülerinnen und Schüler beginnen die Ferien. Weihnachten steht vor der Tür, worauf sich die Kinder vermutlich mit am meisten freuen. Damals wie heute.

Damals wie heute leben rund 21'000 Kinder in Basel. Seinerzeit machten die Kinder bis 11 Jahre 15% der Einwohnerinnen und Einwohner aus, heute sind es 11%.

Weisse Weihnachten gab es vor 100 Jahren nicht. Im Dezember 1921 schneite es an drei Tagen, liegen geblieben ist der Schnee allerdings nur an einem Tag. Im Jahrbuch von 1921 schreibt der Meteorologe und Grossrat Dr. Walter Strub zur Schneelage: «Das Jahr 1921 (war) aussergewöhnlich trocken und warm.» Im gesamten Winter lag immerhin an 34 Tagen Schnee. Im Winter 2020/2021 war das Kantonsgebiet an 22 Tagen weiss überzogen. Ob es dieses Jahr weisse Weihnachten gibt? Das werden wir im Statistischen Jahrbuch von 2022 nachschlagen können.