Ein Blick zurück auf 100 Jahre Preismessung in Basel-Stadt

In Basel-Stadt wurde schon früh mit der Berechnung von Preis- und Indexreihen begonnen. Von manchen Gütern liegen bereits Preise aus dem Jahr 1891 vor. Hier ein Auszug aus der Publikation «Die Veränderungen der Lebenshaltungskosten 1911-1922 und die Basler Indexziffern; Mitteilungen des Statistischen Amtes des Kantons Basel-Stadt» von 1923:

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Die Indexreihen von Basler Index und Landesindex lassen sich für gleiche oder ähnliche Warengruppen über Jahrzehnte verknüpfen. Man erhält aufgrund der inhaltlichen und methodischen Änderungen kein exaktes Bild der durchschnittlichen preislichen Entwicklung der Kategorien; dennoch werden einige Tendenzen erkennbar. Zusammen mit der Jahresteuerung erhält man einen guten Eindruck, wann die Preisausschläge am grössten waren. Meistens war das zu Kriegs- oder anderen Krisenzeiten der Fall.

Da sich im Laufe der Zeit Markt-, Sortiments- und Konsumstrukturen ändern, wird die Zusam­mensetzung des für die Indexberechnung relevanten Warenkorbs regelmässig angepasst. Zuletzt war dies im Dezember 2020 der Fall. Diese Veränderungen erschweren naturgemäss die Vergleichbarkeit einzelner Waren über einen längeren Zeitraum.

In den letzten Jahrzehnten sind im Kanton Basel-Stadt die Mietpreise am stärksten gestiegen. Dies hängt mit der hohen Nachfrage nach städtischem Wohnraum und dem in Städten grösseren Anteil an Altbauten (Stichwort: Mietpreiserhöhung nach Renovationen) zusammen. Die Indexreihen für Nahrungsmittel sowie für Bekleidung und Schuhe hingegen haben sich unterdurchschnittlich entwickelt.

Im 21. Jahrhundert ist der Teuerungsverlauf bisher vergleichsweise moderat. Der Effekt der COVID-19-Pandemie auf die Indexresultate lässt sich nicht einfach isolieren. Auffällig waren aber im betroffenen Zeitraum beispielsweise die Preisrückgänge für Erdölprodukte (Benzin, Diesel, Heizöl) sowie für Flug- und Pauschalreisen. Insgesamt lagen aber die meisten positiven und negativen Preisentwicklungen im Rahmen dessen, was auch in den Monaten davor beobachtet werden konnte.

«Kann ich in Basel von meinem Lohn heute noch genauso viel kaufen wie vor einem, vor fünf oder vor zehn Jahren?»

Zu einem guten Teil kann der Basler Index der Konsumentenpreise bei der Beantwortung dieser Frage helfen: Der Index misst die Teuerung in einem bestimmten Zeitraum.

Bei der Indexberechnung werden die Preise der Produkte eines möglichst repräsentativen Warenkorbs erhoben. So lässt sich die Teuerung eines Monats (Beispiel: Teuerung zwischen Juni 2021 und Juli 2021) oder eines Jahres (Beispiel: Teuerung zwischen Juli 2020 und Juli 2021) oder eines längeren Zeitraums berechnen.

Die mittlere Jahresteuerung berechnet sich aus dem arithmetischen Mittel aller zwölf Monatswerte des betrachteten Jahres und dem arithmetischen Mittel aller zwölf Monatsindices des Vorjahres.

Einen einfach zu bedienenden Teuerungsrechner finden Sie auf der Internetseite des Statistischen Amtes unter: statistik.bs.ch/teuerungsrechner

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Von besonderem Interesse ist die Preisentwicklung beim Erdöl, dessen Notierung viele nachgelagerte Preise (Kunststoffe etc.) beeinflusst. Dies obschon einschränkend erwähnt werden muss, dass die Preisbildung bei Rohstoffen oft nicht nur aus Angebot und Nachfrage resultiert, sondern auch aus geopolitischen Faktoren.

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In Basel-Stadt lässt sich namentlich die Entwicklung der Heizölpreise über viele Jahrzehnte zurückverfolgen, auch wenn in den statistischen Publikationen anfänglich nur die (Energie-)Preise für Produkte wie Brennholz, Briketts, Koks oder Petrol festgehalten wurden. Heizöl taucht in den Zeitreihen erstmals 1939 mit einem mittleren Jahrespreis auf. Ab 1950 erfolgt die Publikation der Heizölpreise regelmässig, wobei die Methodik bezüglich der ausgewählten Heizölsorte, der verwendeten Masseinheit und der relevanten Bezugsmenge mehrfach angepasst wurde.

«War das Heizöl in Basel immer so teuer wie heute?»

Der historische Rückblick zeigt, dass die Ölpreise lange Zeit praktisch stabil geblieben sind. Die Jahre zwischen dem 1. Weltkrieg und dem Beginn der Ölkrise im Herbst 1973 werden denn auch als «Goldenes Zeitalter des billigen Öls» bezeichnet. 1974 und 1979 führten politische Krisen zu einer regelrechten Preisexplosion, dem «Ölpreisschock». Dieser schlug sich in Basel-Stadt umgehend in der mittleren Jahresteuerung nieder, welche 1974 heute undenkbare 10,7% betragen hat. Seither ist die Preiskurve beim Heizöl viel volatiler. 2008 kletterte der lokale Ölpreis auf das höchste je gemessene Niveau. 2019 und damit noch vor der COVID-19-Pandemie schliesslich erfolgte erneut ein Preiseinbruch.