Der Wohnungsbau im Kanton Basel-Stadt 2020

Im vergangenen Jahr wurden im Kanton Basel-Stadt 607 Neubauwohnungen erstellt. In den kommenden Jahren kann weiterhin eine hohe Neubauproduktion erwartet werden, denn Ende 2020 befanden sich rund 1 900 Logis in der Bauphase und rund 350 Wohnungen waren bewilligt.

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2020 gelangten im Kanton Basel-Stadt 607 neue Logis auf den Wohnungsmarkt. Zudem waren 154 Abbrüche und ein positiver Umbausaldo von 219 Einheiten zu verzeichnen. Daraus resultierte eine Nettoproduktion (Neubau minus Abbrüche plus Umbausaldo) von 672, was 0,6% des gesamten Wohnungsbestandes entspricht. Der sehr hohe Vorjahreswert (837) wurde zwar nicht mehr erreicht. Aber der Durchschnittswert der vergangenen Dekade, der nun 496 beträgt, ist deutlich übertroffen worden.

42% der neuen Wohnungen entfallen auf zwei Grossprojekte. Beim grössten Projekt, CityGate im Wohnviertel St. Alban, handelt es sich um eine Wohnanlage mit 195 Wohnungen und einem Hotel.

Sie entstand auf dem ehemaligen MIBA-Areal zwischen Bahnhof SBB und dem St.Jakob-Park. Auf demselben Areal entstand bereits 2013 eine Altersresidenz mit 98 Alterswohnungen sowie 56 Pflegezimmer und 2010 ein Bürogebäude. Bei dieser Arealtransformation entstanden ohne vorangegangenem Abbruch netto knapp 300 neue Logis. Das zweite Grossprojekt wird im Wohnviertel Clara erstellt. Es ist der Claraturm mit der ersten Tranche von 60 Wohnungen. Weitere 225 Wohnungen werden im kommenden Jahr fertig gestellt werden. Auf diesem Areal befanden sich früher Mehrzweckgebäude in Blockrandbauweise. Insgesamt 42 Wohnungen wurden abgebrochen. Aber durch Bauen in die Höhe entstanden nun rund sieben Mal mehr Wohnungen.

Insgesamt entstanden 62% der neuerstellten Wohnungen in Grossbasel, 27% Kleinbasel und 11% in den Landgemeinden. Nach Wohnviertel aufgeschlüsselt wurden im Wohnviertel St.Alban mit 200 Logis rund ein Drittel (33%) aller Neubauwohnungen erstellt. 38% der Neubauwohnungen weisen zwei Zimmer auf. Bei 30% handelt es sich um Dreizimmer- und bei 14% um Einzimmerwohnungen. Der Rest verteilt sich auf Wohnungen mit vier (12%) sowie auf solche mit fünf (5%) und mit mindestens sechs Zimmern (2%). Die durchschnittliche Zimmerzahl einer Neubauwohnung betrug 2,6 Zimmer, 2019 waren es 2,7 Zimmer. Eine Neubauwohnung war im Berichtsjahr durchschnittlich gut 73 Quadratmeter gross und damit kleiner als der Durchschnitt aller Wohnungen (knapp 80 Quadratmeter). Im Vorjahr waren die Neubauwohnungen mit durchschnittlich 85 Quadratmetern rund 12 Quadratmeter grösser. Denn der Anteil an Einzimmerwohnungen nahm zu und der Anteil an Wohnungen mit mindestens vier Zimmern verringerte sich.

Durch Umbautätigkeiten resultierten 307 neue oder neuwertige Logis. Da im Zuge dieser Arbeiten 88 Wohnungen aufgehoben wurden, ergab sich ein Umbausaldo von 219 Logis. Dieser Wert ist zum zehnten Mal in Folge positiv. Im Einzelnen trugen folgende Tätigkeiten dazu bei: 102 Wohnungen wurden durch die Umnutzung von ehemaligen Geschäftsräumen in Wohnungen gewonnen. 100 Logis wurden durch die Aufteilung grösserer Wohnungen in kleinere Einheiten geschaffen. Durch Ausbauten, insbesondere in aufgestockten Dachgeschossen, kamen 79 weitere Wohnungen hinzu. 26 Logis entstanden durch die Zusammenlegung kleinerer Wohnungen zu grösseren. Demgegenüber gingen 56 Wohnungen durch eine Wohnungsaufteilung, 28 Logis durch eine Zusammenlegung und 4 durch eine Zweckentfremdung verloren.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.statistik.bs.ch/wohnungsbau-2020

Zentrale Rolle der Transformationsareale bei der Wohnraumentwicklung

Kommentar der Kantons- und Stadtentwicklung zum Wohnungsbau 2020

Das knappe Wohnraumangebot ist eine der zentralen Herausforderungen im Kanton Basel-Stadt, der aufgrund der dynamischen Entwicklung der Wirtschaft und der Bevölkerung auf zusätzlichen Wohnraum angewiesen ist. Die erneut hohe Wohnbautätigkeit im Jahr 2020 ist daher aus Sicht der Kantons- und Stadtentwicklung erfreulich. Die Schaffung von Wohnraum an zentraler Lage im bestehenden Siedlungsgebiet ist auch raumplanerisch sinnvoll – nur so können das Pendlerwachstum und die Zersiedelung begrenzt werden.

Im Kanton Basel-Stadt werden derzeit so viele Wohnungen gebaut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nachdem der Wohnungsbestand bereits in den Jahren 2018 und 2019 um rekordhohe 800 Wohnungen pro Jahr zugenommen hatte, waren es im Jahr 2020 über 600 Wohnungen, die neu auf den Markt gekommen sind. Damit wird der Durchschnittswert der vorangehenden Jahre noch immer deutlich übertroffen. Die rege Bautätigkeit sorgt dafür, dass sich die Leerwohnungsquote von 0.5 Prozent im Jahr 2017 auf 1 Prozent im Jahr 2020 verdoppelt hat. Der Wohnungsleerstand liegt damit mittlerweile deutlich über den Quoten vergleichbarer Städte wie Zürich, Bern, Genf oder Lausanne. Damit weiterhin genügend und insbesondere auch preisgünstiger Wohnraum entsteht, sind nach wie vor alle Wohnbauträger inklusive des Kantons selbst gefordert.

Zentrale Rolle der Arealentwicklungen

Der Wohnungszuwachs beruht vor allem auf der Fertigstellung grösserer Wohnbauprojekte und Arealentwicklungen. Während im 2019 eine grössere Wohnüberbauung auf dem Erlenmattareal und das Meret-Oppenheim-Hochhaus einen wesentlichen Beitrag leisteten, waren es im vergangen Jahr fast 200 Wohnungen auf dem ehemaligen MIBA-Areal (heute CityGate), die zu einer hohen Wohnbauproduktion beitrugen. Erfreulich ist zudem, dass dabei jeweils keine einzige bestehende Wohnung abgebrochen werden musste.

Auch in den kommenden Jahren ist Basel in der glücklichen Situation, mit den Transformations-
arealen über grosse Entwicklungsgebiete zu verfügen, wo ohne den Abbruch bestehender Wohnungen zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden kann. Lukas Ott, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung, meint dazu: "Die einzelnen Areale befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, so dass eine sinnvolle Staffelung der Realisierung über die nächsten 10 bis 15 Jahre gewährleistet ist. Den Startschuss machte das Areal VoltaNord. Hier ist die bauliche Entwicklung im vollen Gang. Im letzten Jahr ist mit der Eröffnung des Schulhauses Lysbüchel sowie des Kultur- und Gewerbehauses Elys bereits Leben eingezogen. Mittelfristig folgen die Areale Walkeweg und Wolf, bei denen die Planungsgrundlagen weit fortgeschritten oder abgeschlossen sind. Langfristig sind es schliesslich weitere Arealentwicklungen wie klybeckplus oder Dreispitz Nord, wo die entsprechenden Bebauungspläne erst erarbeitet werden müssen." Mindestens ein Drittel der neu geschaffenen Wohnungen soll gemäss kantonalem Richtplan preisgünstig sein. Dies wird entweder durch gemeinnützige Wohnbauträger oder vorgegebene Maximalmietzinse sichergestellt.  

Umsetzung der Wohninitiativen

Mit der Annahme der Wohnschutzinitiative und der Initiative "Recht auf Wohnen" hat die Basler Stimmbevölkerung im Jahr 2018 ihre Sorge um preisgünstigen Wohnraum im Kanton deutlich zum Ausdruck gebracht. Zur Umsetzung des Wohnschutzes hat das Stimmvolk am 29. November 2020 einer Anpassung des Wohnraumfördergesetzes zugestimmt. Nun wird zügig die Verordnung dazu erarbeitet, so dass voraussichtlich Mitte 2021 die neue Bewilligungspflicht und Mietzinskontrolle bei Sanierung, Umbau oder Abbruch von bezahlbaren Mietwohnungen in Kraft gesetzt werden kann. In Bezug auf die Umsetzung der Initiative "Recht auf Wohnen" stimmte der Grosse Rat in seiner Januarsitzung der Schaffung einer Stiftung für preisgünstigen Wohnraum mit einem Startkapital von 35 Millionen Franken zu. Die Stiftung soll zusammen mit dem kantonalen Wohnbauprogramm 1'000+ und den Genossenschaften dazu beitragen, den Anteil gemeinnützig vermieteter Wohnungen im Kanton substanziell zu erhöhen: Von heute rund 13.5 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2050. 

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